Geogitter schützen alpine Ressources vor Lawinen
In Österreich wurde ein Lawinenschutzdamm mit dem Geogitter MIRAGRID GX 110 errichtet, um den Stausee Dohlennest vor Lawinenabgängen zu sichern.

juli 2021

Lesedauer 3 Minuten

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Geogitter schützen alpine Ressources vor Lawinen

Übersicht

Allein in Österreich gibt es rund 8.000 Lawinenkorridore mit unzähligen Lawinen jährlich. Durch den Klimawandel verschärft sich diese Situation, und die Gefahr von Lawinenabgängen in bewohnten Gebieten ist im Alpenraum allgegenwärtig. Das Zerstörungspotenzial von Lawinen stellt dabei ein erhebliches Risiko für Wohngebiete und wichtige Infrastrukturen dar. 

Zu den gängigen Maßnahmen zur Risikominderung gehören der Bau von Barrieren, die den Zugang zu Gefahrenzonen einschränken, die strategische Bepflanzung gefährdeter Gebiete, die Errichtung von Schneebrücken in den Bergen sowie der Bau von Schutzeinrichtungen wie Schneerutschdächern über Straßen. 

Herausforderung 

Für die künstliche Beschneiung vor dem Start der Skisaison werden Speicherteiche in unmittelbarer Nähe zu den Schipisten angelegt.

Der Wasserspeicher Dohlennest wurde im Skigebiet Axamer Lizum in der Nähe der Tiroler Landeshauptstadt Innsbruck, Österreich, errichtet. Der Speicher und das Pumpwerk befinden sich im Malgrubenberg, der von den steilen Hängen und schroffen Gipfeln der Kalkkögel umgeben ist.

Das Gebiet südwestlich des Speichers ist von felsigen Gipfeln und steilen Schutthängen mit Murgängen geprägt. Dadurch besteht ein hohes Risiko, dass der Speicher in den Weg einer Lawine gerät. Um den Stausee gegen die Auswirkungen von Schneelawinen zu sichern, wurden zwei Schutzbarrieren errichtet, die Lawinen vom Eindringen in den Stausee abhalten und verhindern sollen, dass eine Tsunamiwelle ausgelöst wird.

Simulationen der Bemessungslawine (mit einer Wiederkehrperiode von 150 Jahren) zeigten, dass Lawinen aus den Abbruchgebieten in den Stausee eindringen können. Für diese Bemessungszeitspanne beträgt die Fließgeschwindigkeit der Lawine um den Kamm des Stausees 22 m/s* (776 ft/s**). Lawinenströmungen in den Stausee könnten eine Tsunamiwelle verursachen, die bei unzureichendem Freibord über die Stauseekrone schwappen könnte. Die Größe der maximal erzeugten Tsunamiwelle hängt von der Tiefe des Wasserkörpers und seiner Form sowie von der Dynamik des Lawinenstroms ab.

Lösung 

Die Schutzbarrieren wurden mit einem bewehrten Böschungssystem mit MIRAGRID® GX110 Geogitterbewehrung gebaut. Diese Kombination ermöglichte eine effiziente Formgebung der übermäßig steilen Erdbarrieren und verteilte die lokale Spannung über den gesamten Querschnitt, wodurch eine langfristige Stabilität gewährleistet wurde. Bei dieser ressourcenschonenden Lösung wurde lokales Granulat für die bewehrte Aufschüttung und große Steine am Fuß der Hänge zum Schutz vor Erosion verwendet. Da die Erde aus dem Berg direkt für den Bau dieser mehr als 20 m hohen Schutzbarrieren verwendet werden konnte, wies das Projekt reduzierte CO2-Emissionen auf. Für eine konventionelle Lösung müsste das Material per Hubschrauber eingeflogen werden.

Die sichtbare äußere Schicht der Barrieren wurde so angepasst, dass sie sich ästhetisch in die natürliche Umgebung einfügt. Mit einer erwarteten Lebensdauer von bis zu 120 Jahren bietet dieses innovative Lawinenschutzkonzept nachhaltige, dauerhafte und effektive Ergebnisse.  

* Meter pro Sekunde 

** Fuß pro Sekunde